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Raum 2

Mecklenburgs älteste Drucke

Früher Buchdruck und Inkunabeln

Wie auch Gemeinschaften anderer Klöster lebten die 1462 bis 1559 in Rostock ansässigen Brüder vom Gemeinsamen Leben zu Sankt Michael teilweise vom Geschäft der Buchkopie. Im Scriptorium (Schreibstube) kopierten sie von Hand Bibeln und andere religiöse Werke. Ab 1476 nutzten sie auch den Buchdruck zur Vervielfältigung und fertigten damit Mecklenburgs älteste Drucke.

Als Trägerstoff diente v.a. Pergament: ungegerbte, dünn geschabte und gekreidete Tierhaut, die sehr haltbar und widerstandsfähig war. Auch die Michaelisbrüder druckten zunächst auf Pergament.

"Göttlichen Unterweisungen" von Lucius Laktanz, einer der ersten Drucke der Rostocker Michaelisbrüder (1476)
Landesbibliothek M-V, Sign. IK 28. Lactantius, Lucius Caelius Firmianus: [Opera] Divinae institutionis; De ira dei; De opificio dei. Rostock: Fratres Domus Horti Viridis ad Sanctum Michaelen, 1476.

Einer der ersten Drucke der Rostocker Michaelisbrüder waren die „Göttlichen Unterweisungen“ von Lucius Laktanz (um 250 bis um 320). Diese Inkunabel ist Sinnbild für die im 15. Jahrhundert beginnende Rückbesinnung auf antike Schriften. Sie beinhaltet eine umfassende Darstellung und Kritik antiker Philosophie und Mythologie aus christlicher Sicht.

Bernhard von Clairvaux, Predigten über das Hohelied, Rostocker Druck 1481 - Sermones super Cantica canticorum. Rostock: Fratres Domus Horti Viridis ad Sanctum Michaelem, 1481.
Landesbibliothek M-V, Sign. IK 8 Bernhard von Clairvaux, Predigten über das Hohelied, Rostocker Druck 1481 - Sermones super Cantica canticorum. Rostock: Fratres Domus Horti Viridis ad Sanctum Michaelem, 1481.

Schöner Wiegendruck - Die Predigten des Bernhard von Clairvaux zum Hohen Lied

Den Namen Wiegendrucke (Inkunabeln) tragen Druckwerke aus der Zeit zwischen 1454 und 1500.

Formular eines Ablassbriefes der Rostocker Bruderschaft vom Gemeinsamen Leben  (nicht vor 1500).
Quelle: Universitäts­bibliothek Rostock, Sign. MK-11469.45. Formular eines Ablassbriefes der Rostocker Bruderschaft vom Gemeinsamen Leben (nicht vor 1500).

Gnade im Vordruck

Wer einen Ablassbrief erwarb, kaufte das kirchliche Versprechen, göttliche Strafe für Sünden abzumildern. Die Briefe waren im 15. und 16. Jh. eine wichtige Einnahmequelle der Kirche. An ihnen entzündete sich ein Streit, der ab 1517 in eine kirchliche Erneuerungsbewegung (Reformation) und schließlich Spaltung führte.