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Mecklenburgische Epitaphe

Ein Mitmachprojekt des Vereins für mecklenburgische Familien- und Personengeschichte e.V.

Epitaphe schmückten einst viele Kirchen Mecklenburgs. Sie sind Totengedächtnistafeln oder Erinnerungsmonumente, die meist zeitlich und örtlich getrennt vom eigentlichen Grab errichtet wurden. Sie enthalten einen inschriftlichen Totenvermerk, der mit religiösen oder allegorischen Bildern und Zeichen verbunden ist. Zudem ist die gewürdigte Person oft figürlich und/oder heraldisch – durch ein Wappen – dargestellt. Die Aufstellung wurde von einem mit der Familie verbundenen Stifter veranlasst.

Der MFP e.V. möchte in einem Mitmachprojekt möglichst viele Epitaphe beschreiben und deren Geschichte(n) ergründen. Machen Sie mit und schreiben Sie die Geschichte(n) zu einem Ihnen bekannten Epitaph. Hier finden Sie die Seite des Projektes und Beispiele. Für weitere Informationen und Fragen mailen Sie an: epitaphprojekt@mfpev.de.

Wappenepitaph für MATHIAS VON PASSOW
Wappenepitaph für MATHIAS VON PASSOW

Ein Beispiel aus Zehna

Epitaphe waren ein Teil der Repräsentations- und Erinnerungskultur insbesondere des Niederadels. Sie waren Ausdruck für ein ausgeprägtes familienhistorisches Bewusstsein, welches das landständische Selbstverständnis im Umgang mit der Landesherrschaft prägte. Bürgerliche Familien in den Städten folgten später dieser Erinnerungskultur. In den Kirchen sind heute Epitaphe aus dem 15. bis 19. Jahrhundert erhalten.

Das hier gezeigte steinerne Wappenepitaph für MATHIAS VON PASSOW befindet sich in der Dorfkirche zu Zehna. Zentral dargestellt sind die Wappen der Familie VON PASSOW (links, ein schwarzes Windspiel) und der Familie VON FINECKE (rechts, schwarzer stürzender kopfloser Adler), sowie die Inschriften:

„ANNO 1564 DEN 12. SEPTEMBRIS IST DER EDLER VND ERNVHESTER MATHIAS PASSOW ERBGESESSEN ZV ZENE IN GODT DEM HERN SALICH ENTSCHLAFEN ALS EHR 5 IAR IM EHESTANDE GELEBET 4 SÖHNE EIN TOCHTER GEZVEGET 1591“ und „MATHIAS PASSOW ANNA FINEKEN SEINE ELICHE HAVSFRAW“

Umrahmt wird dies von Symbolen der barocken Allegorie für ein sicheres Geleit in den Himmel in Frieden und Wohlstand (segnender Jesus, Engel, Füllhorn, exotische Früchte). 1591 wurde das Epitaph aufgestellt, gestiftet von seiner Frau ANNA VON FINECKE und den Söhnen ADAM und GÜNTER VON PASSOW. Es ergänzt die ebenfalls 1591 gestiftete Grabplatte für MATHIAS VON PASSOW in der Kirche zu Zehna. Da ANNA schon 1590 starb, war dies wahrscheinlich der Anlass für die Stiftung.

Grabplatte Matthias von Passow Kirche Zehna
Grabplatte Matthias von Passow in der Kirche Zehna

Die Familie VON PASSOW besaß das Rittergut Zehna und damit die Patronatsrechte der zugehörigen Kirche zwischen 1364 und 1662. MATHIAS VON PASSOW wurde 1501 geboren. Spät heiratete er mit 58 Jahren die 39 Jahre jüngere ANNA VON FINECKE und starb schon fünf Jahre darauf.

Der älteste hinterbliebene Sohn ADAM erbte den Familiensitz. Er machte sich als berüchtigter Hexenjäger einen unrühmlichen Namen (17 Prozesse sind aktenkundig). Seine Söhne HARTWIG und GÜNTER wiederum spielten in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine wichtige Rolle.

Ab 1625 diente HARTWIG als Kanzleirat beim Herzog ADOLF FRIEDRICH II in diplomatischen Missionen und bei der Flucht und dem Exil vor WALLENSTEIN. Er heiratete 1635 OELGARD VON PENTZ, eine der reichsten Frauen ihrer Zeit. Als er 1644 starb, führte GÜNTER dessen Pflichten bis zum eigenen Tod 1657 fort. Zum letzten Dank für die geleisteten Dienste wurde der Hofbildhauer DIEUSART mit der Gestaltung des Grabmales für GÜNTER im Güstrower Dom beauftragt.

Neben der erfolgreichen diplomatischen Tätigkeit blieb den Brüdern wenig Zeit zur Erhaltung der eigenen Besitztümer. Die Familie musste Zehna nach zwölf Generationen aus finanziellen Gründen aufgeben.

Eine ausführliche Beschreibung der historischen Geschehnisse rund um dieses Epitaph ist in Heft 39 der Mitteilungen des Vereins für Mecklenburgische Familien- und Personengeschichte enthalten.

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